Sonntag früh, 17.06., im strömenden Regen sage ich „das Wetter ist erheblich schlechter als vorhergesagt, die PIK baue ich nicht auf, Michael, lass uns heute eine Überlandeinweisung machen“. Die spöttischen Kommentare, man braucht dafür Sonne, Thermik, waren angesichts des Tagesausgangs vielleicht wirklich berechtigt, aber gegen Mittag hörte der Regen auf und es bildete sich bei 800m über Grund eine gut aussehende Cumulus-Bewölkung.
Wir haben eine Flugvorbereitung gemacht, 160 km ausgeschrieben (Giebelstadt, Hassfurt, Bad Kissingen, Giebelstadt), Steuerkurse berechnet (der Wind war relativ stark), Auffanglinien definiert, Frequenzen für Fallschirmsprunggebiete (v.a. Hassfurt) und FIS wegen Sperrgebiet Hammelburg rausgesucht.
Der erste Start hat uns ernüchtert: Keine der Cumulus-Wolken zieht. Das sind wohl nur Wassersäcke. Nach 14 Minuten haben wir unsere 600m Schlepphöhe verbraucht.
Beim zweiten Start kämpfen wir uns mit 0,7m/s nach oben. Und die Basis bei 800m sieht auch nicht verlockend aus. Aber der Himmel steht voller Wolken eng beieinander. Also fliegen wir einfach mal ab. Oje, die meisten Wolken ziehen überhaupt nicht, aber wenn eine Wolke geht, dann sogar relativ gut und die Basis dieser Wolke ist ca. 150m höher als die restlichen Wolken.
Mit den 950m gleiten wir Richtung Hassfurt ab und wieder zieht keine Wolke und dann kommt noch ein blaues Loch vor uns über Kitzingen, bei 500m brechen wir ab, testen noch eine Wolke im Nordwesen und würden sonst zurück zum Flugplatz fliegen. Wir können 400m Höhe gewinnen und planen den Flug neu: Die ursprünglichen Wendepunkte werden beibehalten, aber wir gehen auf Nummer sicher, ändern unsere Strategie und fliegen über Würzburg und Schweinfurt nach Hassfurt und bleiben immer im Gleitbereich eines Flugplatzes. Wir kommen 470m über dem Würzburger Flugplatz an, haben Würzburg bereits im Funk gerastet, finden dort aber den besten Aufwind des Tages, der uns 850m Höhe beschert und uns sicher nach Schweinfurt bringt.
Immer wieder unterschreiten wir die 500m GND.
Dort kommen wir in 490m Höhe an, aber schon lange sehen wir mehrere Segelflugzeuge über dem Flugplatz kreisen und kurz vorher finden wir einen Bart, der uns weitere 750m hoch trägt.
Die kurze gute Phase des Tages mit guten Steigwerten.
Das reicht für Hassfurt und relativ problemlos kommen wir zu unserem Wendepunkt. Inzwischen hat sich das Muster herausgestellt, dass jede 4. Wolke zog. Der letzte Bart vor Hassfurt hat sich wieder aufgelöst, aber nördlich vom Platz waren einige kleine Wolken, wir umrunden Hassfurt in 800m Höhe, aber dann zieht leider keine einzige Wolke mehr, überhaupt scheint Warmluft einzufließen, die Wolken fangen alle an, sich aufzulösen. Wir melden uns bei Hassfurt an, dass wir vermutlich gleich landen werden, suchen im Platzrundenbereich in 350m Höhe noch (vergeblich) nach Thermik und gehen in 200m dann in den Gegenanflug, landen in Hassfurt und essen dort eine Bratwurst, während wir auf unser Schleppflugzeug warten.
Gut eine Stunde später ist (hier beim Rückschlepp) keine Wolke mehr am Himmel.
Stolze 104 km haben wir zurückgelegt, an dem Tag mit dem Flugzeug (G103 Twin II) eine gute Leistung.
Aus Ausbildungssicht war ich zufrieden: Der teure Rück-F-Schlepp war zwar nicht so schön, aber der Flug war ausgesprochen lehrreich: Flugtaktik, Wolken anfliegen, auskurbeln schwacher Thermik, Einrasten fremder Plätze, Entscheidung zum Abbruch und Außenlandung auf einem fremden Flugplatz.
Besser geht’s nicht.
OK, vielleicht doch, denn Michaels Frage nach dem Flug, ob alle Überlandflüge so anstrengend sind, muss in Zukunft noch mal in einem entspannterem Streckenflug bei gutem Wetter beantwortet werden :-)
Und so hat Michael den Flug erlebt:
So richtig wusste ich nicht was an dem Tag meiner ersten Streckenflugeinweisung auf mich zu kommt. Dass die anstand war mir schon klar aber jetzt schon und dann heute. Regen, keine Thermik und ausgeschlafen hatte ich an dem Tag überhaupt nicht. Da kam der Regen gerade recht. Ich ruhte noch etwas in meinem Auto. Das tat gut. Als dann der Flugbetrieb begann war ich eigentlich auf ein paar Alleinstarts eingestellt. Aber Arnulf meinte wir probieren das heute - Streckenflugeinweisung. Wie immer gehe ich recht ruhig an die Startvorbereitungen. Fallschirme, Bordbuch, Tageskontrolle, Wetter, Wind, die Tagesstimmung aufnehmen. Dann die Streckenvorbereitung. Was ich in den Unterrichtsstunden im Clubheim (den Fluglehrern sei an dieser Stelle mein ganz persönlicher Dank ausgesprochen) im Winter bei manchmal recht frostigen Temperaturen und den vielen Stunden Selbststudium lernte war sofort abrufbereit. Karte lesen, Flugräume, Informationsdienste, Kartenkurs, Steuerkurs, Landemöglichkeiten. Zwar nicht mit Lineal und Taschenrechner sondern im Kopf - jetzt eben in der Praxis - grob und nicht auf das Grad genau.
Wie Arnulf es beschreibt war der Start ja schon recht zäh. Wir kämpften uns langsam vorwärts. Der Höhengewinn - naja nicht berauschend. Ich dachte mir - da muss ich eben noch sauberer fliegen lernen. Aber Arnulf kam auch nicht höher raus. Liegts doch an den thermischen Bedingungen. Ich glaube Arnulf hat dann auch so langsam unser Tagesziel aufgegeben und im Kopf schon den Rückflug nach Giebelstadt geplant. Wir befanden uns über Würzburg - für mich das erste Mal - das war schon beeindruckend. Die Festung, es Käppele, der Mee, die Residenz. Viele Jahre hatte ich in Würzburg gearbeitet, bin da in die Schule gegangen und mein Geburtsort ist es auch. Und dann doch ein Bart. Grandios. Arnulf brachte uns in "sichere" Höhe und ich uns dann bis zur Basis. Das Tagesziel war wieder in Sichtweite. Ab nach Schweinfurt. Mit 140 km/h kommt man ganz gut vorwärts. Auch in Schweinfurt hatten wir nach zwei drei angeflogenen Wolken wieder einen Bart gefunden. Weiter nach Haßfurt. Immer wieder mal nach kreisenden Vögeln und anderen kreisenden Seglern Ausschau gehalten. In Haßfurt den Flugplatz umflogen. Zwei Segelflieger in ca. 1.000 Meter. Klasse - da geht es wieder hoch. Wir erreichten die Segler - den Einstig in den Bart fanden wir jedoch nicht. Ohje. Mal nen Meter rauf und wieder nen Meter runter. Meine gefühlte Sicherheitshöhe unterschritten bat ich Arnulf weiterzusteuern. Ich hätte jetzt ein Landefeld gesucht und wäre runter. Arnulf konnt uns noch 10 Minuten halten - leider kein Höhengewinn. Dann auch seine Entscheidung - landen in Haßfurt. Herrlich auf solch einer Piste. Da gelingt sogar mir eine nahezu perfekte Landung.

Ein toller Tag. Diese Eindrücke sind unbeschreiblich schön und nachhaltig. Und viel gelernt. Termik suchen, einkreisen, Faden fliegen, von der Basis abfliegen, Kurs halten, Termik fliegen - und das alles über unserer schönen Heimat. Danke Arnulf für diesen schönen Flugtag.
Zwei Fragen wird die Zukunft beantworten. Ist das immer so anstrengend und muss man immer damit rechnen nicht mehr nach Hause zu kommen? Ich bin mir sicher, dass diese Fragen bis zu meinem ersten Streckenflug im Einsitzer nicht gänzlich beantwortet sind. Trotzdem freue ich mich heute schon sehr darauf. Wie immer mit einer schönen Portion Respekt und meiner inneren Ruhe.
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